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Jiddisch unter Trauben | ||||
Perleberg-Festival: Idyllische Höfe zogen die meisten Zuhörer an | ||||
Märkische Allgemeine vom 3. September 2007 | ||||
Perleberg Pechschwarze Sonnenbrillen auf der Nase – so hatte man die Musiker des Perleberger Spielmannszuges bisher nicht gesehen. Zum diesjährigen Perleberg-Festival traten die Mitglieder des Ensembles jedoch besonders lässig auf: Passend zu ihrem neuen Programm, mit dem sie unter Beweis stellen wollen, dass Spielleute mehr drauf haben als reine Marschmusik. Mit internationalen Titeln gelang ihnen ein unterhaltsamer Ritt quer über den Globus. Ob die Erkennungsmelodie der schrulligen britischen "Miss Marple", der Pop-Song "Moskau" oder die schräge Gangster-Hymne "Peter Gunn" aus dem Film "Blues Brothers" – die Spielleute gaben dem Festival der Weltmusik mit ihrem Eröffnungskonzert einen würdigen Rahmen. An sieben verschiedenen Orten wurde am Sonnabend gerockt, gefiedelt, gesungen, getrommelt und zuweilen getanzt. Statt die Bühnen auf offenen Plätzen aufzubauen, hatte der Freundeskreis meist geschlossene Höfe ausgewählt. Das traf offenbar den Nerv des Publikums. Alle Veranstaltungsorte mit intimer Atmosphäre, wie etwa der Museumshof, der Speicher oder der Judenhof, waren durchweg gut besucht. Nicht so die Bühne am Gymnasium, die stets auf der anderen Stepenitzseite errichtet wird. "Das ist zu weit weg" oder "Irgendwie kommt hier keine Stimmung auf", lauteten die Kommentare einiger Festivalbesucher. Einzig die Gruppe Fräulein Winkelmann schaffte es, das Publikum zum Bleiben zu bewegen. Der Bandleader überquerte den Fluss und übte mit den Zuhörern einen Tanz ein. Die Folklorestücke, auf vielfältigen Streich- und Blasinstrumenten intoniert, luden dazu unwillkürlich ein. Ein wenig verloren müssen sich dagegen Lygia Campos und ihre Band gefühlt haben. Die stark rhythmische Musik der gebürtigen Brasilianerin hätte unter anderen Umständen sicher mehr Zuhörer begeistert. Statt dessen verhallten Bossa Nova und Samba auf den Wellen der Stepenitz. Gut hatten es dagegen Musiker auf dem Judenhof – und nicht zu vergessen die Besucher. Während Letzteren die im Spalier baumelnden Weintrauben fast in den Mund wuchsen, sorgte etwa Pankhaz mit jiddischen Liedern für gute Stimmung. Zu später Stunde rückte das Publikum ganz dicht zusammen, um sich im Takt zu den feurigen mexikanischen Rhythmen von Micarla zu wiegen. Auch die irisch-keltische Kultur kam nicht zu kurz am Wochenende. "The Pints" ließen ihre Westerngitarren schnarren. Ein wenig härter ging es bei "The Aberlour’s" zu. Die Band, bereits des öfteren zu Gast beim Festival, bediente die Geschmäcker der martialisch angehauchten Fans. Ein wenig an "Braveheart" und seine Mannen erinnerte auch die Nachwuchsband "Nachtgeschrei" aus Frankfurt/Main, die im Perleberger Jugendclub "Effi" aufspielte. Dort gaben sich in der Tat die jüngeren Semester ein Stelldichein. Während Dudelsackspieler Nik im bunten Nebel Mittelalterrock vom Feinsten anstimmte, ließen die Tanzenden ihre langen Haare durch die Luft peitschen. Romantische, ja einfühlsame Töne ließ schließlich Sänger "Hotte" bei einem Soloauftritt anklingen, was die weiblichen Fans dichter zur Bühne aufschließen ließ ... Dorothea von Dahlen |
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Bildunterschrift: Die Perleberger Spielleute, einmal ganz verwegen. |
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Foto: Dorothea von Dahlen | ||||
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